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Wilhelm Kempff (1895-1991) war ein begnadeter Interpret der klassischen Klaviermusik.
Seine vorliegende Einspielung der Goldberg-Variationen aus dem Jahre 1970 ist ein Vermächtnis des romantischen Verständnis des Meisterwerks. Technisch entspricht die Aufnahme dem Stand der Möglichkeiten der 70er Jahre (Dauer: 63min). Schön anzuhören, viel Pedal, warm und weich. Vielleicht die Aufnahme, die am weitesten entfernt ist vom Original auf dem Cembalo. Staccato kommt nur selten vor. Eine lohnenswerte Dokumentation - geeignet die neueren Interpretationen z.B. von Koroliov oder Gavrilov auf dem Piano zu entdecken....
Seit 1970 ist eine Menge Zeit vergangen. Und eine Menge Künstler hat in den Goldberg-Variationen neue Facetten entdeckt und in ihrem Interpretationen zum Leuchten gebracht. Was aber diese - man ist versucht zu sagen: kanonische - Einspielungen vor vielen anderen auszeichnet, ist ihre freundliche Zugänglichkeit.
Wo andere Künstler den Tabubruch suchen oder den Hörer herausfordern, spricht Wilhelm Kempff einfach eine höfliche Einladung aus: "Hör' zu, genieße, der Rest wird sich finden." Was nicht heißen soll, seiner Interpretation würde es an gedanklicher Tiefe fehlen. Im Gegenteil! Nur ist musikalische Bildung (oder wenigstens große Erfahrung) hier nicht die Voraussetzung für den Genuß, sondern, wenn der Hörer denn Feuer fängt, dessen Ergebnis.
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